
Jeder hat schon einmal einen Gerichtsprozess beobachten können etwa in Filmen oder in Serien wie Suits. So erging es auch unserer Klasse, der 8.1, bis sich uns am 17.06.2025 die Möglichkeit bot, eine solche Verhandlung hautnah mitzuerleben. Im PoWi-Unterricht hatten wir uns bereits mit dem Thema Justiz auseinandergesetzt, unter anderem mit Fragen zum Jugendstrafrecht und zu unserem Rechtssystem.
Nachdem wir uns pünktlich um acht Uhr vor dem Wiesbadener Amtsgericht in der Mainzer Straße versammelt hatten und alle durch die Sicherheitskontrolle gegangen waren, betraten wir schließlich den Gerichtssaal. Anders als in meiner Vorstellung war die Einrichtung modern und schlicht gehalten: Mir war vorher auch nicht klar, dass öffentliche Verhandlungen für jedermann zugänglich sind, solange man sich an die Verhaltensregeln hält. Den beiden Angeklagten, zwei jungen Männern, wurde vorgeworfen, Drogen wie Kokain, Cannabis und weitere Substanzen in größeren Mengen gehandelt und besessen zu haben. Anschließend wurden die Angeklagten befragt. Als Zeugen wurden nacheinander zwei Polizisten aufgerufen, die die Durchsuchung schilderten. Um dem Gericht einen umfassenden Überblick zu verschaffen, wurden die Lebensläufe, das soziale Umfeld, Therapien, bestehende Schulden und die kriminelle Vergangenheit der beiden erörtert. Nach Verlesung der Anklageschrift hielten die beiden Anwälte ihre Plädoyers und versuchten, das Strafmaß zugunsten ihrer Mandanten herabzusetzen. Nach einer einstündigen Pause, in der sich die Richterin und die Schöffen berieten, wurde das Urteil verkündet.
Zusammengefasst konnten wir erfahren, wie gewissenhaft und präzise die Justiz aufgrund ihrer enormen Verantwortung arbeiten muss. Wir erkannten, wie schwer es für Richter ist, letztlich über Schuld und Unschuld zu entscheiden. Insgesamt überraschend war, dass der Prozess während der ganzen vier Stunden weniger dramatisch und emotional abgelaufen ist als häufig in den Medien dargestellt. Nach diesem spannenden und abwechslungsreichen Ausflug möchten wir anderen empfehlen, sich auch einmal eine öffentliche Gerichtsverhandlung anzusehen.
(Eliana Heiß)