Vom U-Boot-Kommandanten zum Friedensaktivisten, vom Nationalprotestanten zum Widerständler: Der Werdegang und das Wirken Martin Niemöllers bieten reichlich Ansatzpunkte zur Auseinandersetzung und Diskussion. Anlässlich unseres 50jährigen Schuljubiläums fand am 4.6. in der Aula ein Abendvortrag der Hamburger Theologie-Absolventin Josephine Kaiser statt, in dem sie sich differenziert mit den biografischen Brüchen Niemöllers auseinandersetze.
Den Ausgangspunkt bildete die jüngst vom Historiker Ziermann veröffentlichte Niemöller-Biografie, in welcher der Wandel in Niemöllers politischen Haltungen teilweise in Zweifel gezogen worden war. Auf Grundlage der privaten Korrespondenz zwischen Niemöller und Barth stellte sie in differenzierter Weise Niemöllers Rolle in der Bekennenden Kirche vor und ordnete dieses in den weiteren Kontext des kirchlichen Widerstands gegen das NS-Regime ein. Dabei konnten zwar nicht alle Widersprüchlichkeiten in Niemöllers Biografie beseitigt werden, doch gerade die Ambivalenzen in seinem Wirken, so verdeutlichte die anschließende Diskussion, verleiht der Persönlichkeit Niemöllers eine besondere Authentizität: „Identitäten sind nicht glatt, sondern zumeist fragmentarisch“, bilanzierte die Referentin treffend.
Wir danken der Martin-Niemöller-Stiftung, die diesen Abend initiierte, für den gelungen Impuls an unserer Schule und hoffen, dass die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Namengeber unserer Schule eine Fortsetzung finden wird.
(Benjamin Laqua)