Wie läuft eine Gerichtsverhandlung ab? Ist es ähnlich wie im Film oder doch ganz anders? Das durften wir – die Klasse 8.1 – kurz vor den Sommerferien selbst herausfinden. Am 1. Juli haben wir mit unserer PoWi-Lehrerin Frau Nisse das Amtsgericht in Wiesbaden besucht und einen spannenden Vormittag erlebt.
Eigentlich sollten wir um 8:45 Uhr am Gericht in der Mainzer Straße sein, aber wegen des Wasserrohrbruchs am Hauptbahnhof kamen alle zu spät, da die Busse nicht fuhren. Das war aber nicht so schlimm, da unser erster Prozess, den wir besuchen durften, erst um 9:30 Uhr stattfand.
Nachdem wir durch die Sicherheitskontrolle gegangen waren, setzten wir uns in den Zuschauerbereich des ersten Gerichts, welches ich mir ganz anders vorgestellt hatte. Es war viel kleiner und schlichter als in Filmen. Den Hammer vom Richter gab es leider auch nicht.
Im ersten Prozess ging es um Körperverletzung. Ein Mann wurde beschuldigt, seine Frau in die Leber getreten und ihren Arm ausgedreht zu haben, um an ihr Handy zu gelangen. Der Angeklagte bestritt dies. Danach wurde die Frau als Zeugin hinzugeholt. Ich war echt gespannt, da ich die unterschiedlichen Meinungen hören wollte. Doch die Frau machte von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Dies war nur möglich, weil sie die Ehefrau des beschuldigten Mannes war. Das bedeutete, dass sie nichts zu der Tat sagte. Die Richterin konnte ihm so keine Tat nachweisen und er wurde freigesprochen.
Im zweiten Prozess ging es um Beleidigung und Drohung. Der beschuldigte Mann soll eine Frau beim Gassigehen mit Schimpfwörtern beleidigt haben. Auch er stritt alles ab und leugnete, die Frau zu kennen. Da die Richterin der Frau mehr Glauben schenkte, wurde der Mann zu einer Geldstrafe von 450€ verurteilt.
Unser Eindruck von den zwei Verhandlungen war, dass sie oftmals wesentlich unspektakulärer ablaufen als es in Büchern und Filmen beschrieben wird. Zudem ist es für die Richterinnen und Richter offenbar nicht immer einfach, die Wahrheit herausfinden und für Gerechtigkeit zu sorgen. Der Vormittag war für uns alle eine spannende Erfahrung.
(Mariví Bienefeld)