Exkursion des Geschichts-LKs: Auf den Spuren der Kolonialgeschichte in Wiesbaden

Exkursion des Geschichts-LKs: Auf den Spuren der Kolonialgeschichte in Wiesbaden

Am 2. Dezember 2024 begab sich unser Geschichts-Leistungskurs mit Herrn Laqua auf eine Exkursion in die Innenstadt, um die kolonialen Spuren der Stadt zu erkunden. Begleitet wurden wir von Frau Dr. Claußen, die uns mit spannenden Einblicken durch die verschiedenen Stationen führte. Unsere Tour begann am Kurhaus, einem Symbol für den Wohlstand Wiesbadens am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Frau Dr. Claußen erläuterte, wie die Stadt als beliebte Kurstadt damals zu Reichtum und internationaler Bekanntheit gelangte. Hier führte sie uns in die Thematik der Kolonialgeschichte ein und zeigte auf, wie eng diese mit dem städtischen Wohlstand verknüpft war. Der nächste Halt war das Theater. Besonders interessant waren die Geschichten über die Theaterkolonnaden, in denen früher zahlreiche kleine Läden untergebracht waren. Diese führten Kolonialwaren wie Tabak, Pelze oder Luxusartikel, darunter Gehstöcke mit Elfenbeingriffen. Frau Dr. Claußen half uns, uns vorzustellen, wie die reichen Besucher Wiesbadens damals in diesen Geschäften exotische Waren aus den Kolonien erwarben. Ein weiterer wichtiger Punkt war der ehemalige Kolonialwarenladen von Karl Perrot am Schlossplatz. Perrot war nicht nur Händler, sondern auch Grundbesitzer in Ostafrika und importierte seine Waren direkt aus den Kolonien. Dies machte ihn zu einer einflussreichen Figur des Kolonialhandels in Wiesbaden. Ein besonders spannender Moment der Führung war die Geschichte von Edeka. Viele von uns waren überrascht zu erfahren, dass das Unternehmen, dessen Filialen wir fast täglich besuchen, ursprünglich als „Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler“ (E.d.K.) gegründet wurde. Es handelte sich um einen Zusammenschluss von Kolonialwarenhändlern, was deutlich macht, wie stark die kolonialen Handelsstrukturen in den Alltag eingebunden waren. Von dort ging es in die Häfnergasse, wo sich einst ein Geschäft des Kolonialwarenhändlers Bruno Antelmann befand. Antelmann war einer der führenden Händler in Deutschland und beschäftigte in seinen Läden sogar Kinder aus den Kolonien als Verkaufskräfte. Dieser Aspekt verdeutlichte uns die gravierende Ungerechtigkeit und Ausbeutung, die mit dem Kolonialhandel verbunden waren.

Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der Kaiser-Friedrich-Therme. Hier betrachteten wir ein großflächiges Wandgemälde, das die kolonialen Hierarchien der damaligen Zeit widerspiegelt. Schwarze Sklavinnen wurden darauf entblößt, ohne individuelle Merkmale und abseits der Hauptszenerie dargestellt. In einer anschließenden Diskussion überlegten wir, wie man heute mit solchen Kunstwerken umgehen sollte, die zwar Teil der Geschichte sind, aber diskriminierende Darstellungen transportieren.

Die Führung hat uns nicht nur gezeigt, wie eng Wiesbaden mit der Kolonialgeschichte verbunden ist, sondern auch wichtige Denkanstöße für den Umgang mit dieser Vergangenheit geliefert.

(Jan Gerster)

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