
Selten war die Atmosphäre derart konzentriert bei einer bis auf den letzten Platz gefüllten Aula: Der gesamte Jahrgang der E-Phase und einzelne Schülerinnen und Schüler der Q-Phase folgten am 27. Januar gebannt den Ausführungen unseres Gastes Barbara Yelin.
Anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktages hatten die Aufgabenfelder I (Sprachen und Künste) und II (Gesellschaftswissenschaften) die bekannte Graphic Novels-Autorin an unsere Schule eingeladen, um aus ihrem Buch „Emmie Arbel: Die Farbe der Erinnerung“ zu lesen und mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen. Mit ihre Graphic Novel gelang es Yelin auf beeindruckende Weise, die Erinnerungen der Shoa-Überlebenden Emmie Arbel künstlerisch umzusetzen und damit einen neuen Zugang zur Erinnerungskultur zu schaffen. Die 1937 in Den Haag geborene Jüdin wurde 1942 mit ihrer Familie in die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen-Belsen deportiert. Ihre Eltern und Großeltern wurden in Auschwitz bzw. Groß-Rosen ermordet, sie und ihre beiden Brüder überlebten den NS-Terror und wanderten mit ihrer Adoptivfamilie 1949 nach Israel aus.
In ihrer Graphic Novel setzt Yelin nicht nur die Erlebnisse Arbels in den Konzentrationslagern, sondern auch die persönlichen, langfristigen Auswirkungen sowie den Entstehungsprozess des Buches bildhaft um. Als Grundlage dienten zahlreiche Treffen der Autorin und der Zeitzeugin, in denen sie sich in langen Gesprächen mit den Erinnerungen Arbels auseinandersetzen. Dabei stießen sie immer wieder auf Lücken in der individuellen Erinnerung, die ebenfalls in der Graphic Novel thematisiert werden. Sehr interessante Einblicke in diesen Entstehungsprozess des Buches lieferte Frau Yelin im Anschluss an die Lesung. Dabei erhielten die Schülerinnen und Schüler sowohl Einblicke in die Arbeitstechnik der Autorin als auch in den weiteren Rechercheprozess mithilfe der Arolsen Archives. Daraus entwickelten sich spannende Anknüpfungspunkte für das abschließende Gespräch zwischen den Schülerinnen und Schülern und Frau Yelin, das in einzelnen Fällen noch weit nach Abschluss der Veranstaltung fortgesetzt wurde.
(Benjamin Laqua, Dagmar Orth)