Im Rahmen ihrer Geschichtskurse hatten Schülerinnen und Schüler der Q3 am 10. September freiwillig die Möglichkeit, den nationalsozialistischen Propagandafilm „Jud Süß“ (1940) im Murnau-Filmtheater anzuschauen und mit einem Experten zu diskutieren.
Vor Beginn des Filmes gab es zunächst eine sehr fachkundige thematische Einführung des Münsteraner Filmwissenschaftlers Michael Kleinschmidt, denn der Film wurde von den Nationalsozialisten gezielt eingesetzt, um antisemitische Vorurteile zu verstärken und die jüdische Bevölkerung in ein negatives Licht zu rücken. Er darf daher nur mit einer pädagogischen Begleitung öffentlich gezeigt werden.
Inhaltlich geht es in dem Film um die historische Figur des jüdischen Finanzmanns Joseph Süß Oppenheimer, der im Film als machtgierig, hinterlistig und unmoralisch dargestellt wird. Er steigt in Württemberg des 17. Jahrhunderts zu großem Einfluss auf, nutzt seine Position als Berater des Herzogs aus und wird schließlich für seine Taten mit dem Tode bestraft.
Interessant war vor allem zu sehen, mit welchen filmischen Mitteln, wie z. B. Stereotypen, Musik, Maske und Schnitt, gearbeitet wurde, um bewusst eine negative Stimmung gegen Juden zu erzeugen. Diese wurden vor allem in der ausführlichen Nachbesprechung mit Herrn Kleinschmidt klar hervorgehoben, um so auch die zum großen Teil verborgenen Mittel zur Manipulation herauszuarbeiten. Deutlich wurde dabei auch, dass der Film ein Beispiel dafür ist, wie stark Propaganda emotionalisiert, um Menschen zu manipulieren.
Für mich persönlich war der Besuch im Murnau-Filmtheater sehr lohnenswert und interessant. Man konnte sich durch die kritische Auseinandersetzung im Nachgang sehr gut vorstellen, welche Wirkung solche Filme während der NS-Zeit entfalteten. Insgesamt war der Kinobesuch also ein lehrreiches und eindrückliches Erlebnis, welches uns die Funktionsweise der NS-Propaganda und ihre Methoden sehr deutlich vor Augen führt.
(Theo Friesenhahn)




