„Wehe dem, der allein ist!“ – Lesung Peter Neumaiers an der Martin-Niemöller-Schule

„Wehe dem, der allein ist!“ – Lesung Peter Neumaiers an der Martin-Niemöller-Schule

Am Montag, dem 10.06.2024, bekam unser Leistungskurs Geschichte der Q2 von Frau Schilling Besuch von Peter Neumaier, welcher bis 2011 Lehrer an unserer Schule war und seit seiner Pensionierung zwei Bücher veröffentlicht hat.

Die Veranstaltung war passend zu unserem aktuellen Unterrichtsthema, dem NS-Regime und der damit einhergehenden Judenverfolgung. Peter Neumaier ist zwar kein Zeitzeuge, aber in seinem ersten Buch „Wehe dem, der allein ist!berichtet er von seinem Großvater Ernst Seidenberger, der als jüdischer Anwalt die NS-Zeit miterlebte. Als Hauptquelle dienten Herrn Neumaier zwei lange Briefe, welche Ernst Seidenberger an seine Töchter geschrieben hatte. Neumaier stellt hiermit ein Schicksal von vielen dar, nämlich das seines Großvaters, welcher jüdisch geboren wurde, aber früh zum Katholizismus konvertierte. Für die Nazis blieb er jedoch jüdisch. Er wurde wie viele jüdischstämmige Männer Rechtsanwalt. Aus verschiedenen Gründen, wie dass er sich freiwillig für den Ersten Weltkrieg meldete, eine „privilegierte Mischehe“ führte und Konsulent war, konnte er lange trotz seiner jüdischen Herkunft der Deportation entkommen. Kurz vor Kriegsende, im Januar 1945, wurde er jedoch verhaftet und kam in das Konzentrationslager Theresienstadt. Der von Herrn Neumaier gewählte Buchtitel entstand, da sein Großvater diese Worte in Theresienstadt mit einem Bleistift auf ein Papier geschrieben hatte. Nach der Befreiung der Roten Armee kehrte sein Großvater nach München zurück und lebte dort bis zu seinem Lebensende. Seinen Vortrag beendete Herr Neumaier mit einem Zitat aus dem Brief seines Großvaters. Dieses lautete: „Aufzeigen will ich nur den tragischen Bruch, der durch dieses Leben geht und vor dem der Himmel sie und die, die nach ihnen kommen, bewahren möge.

Anschließend war noch Zeit für eine Fragerunde. Eine Frage lautete, warum sein Großvater nicht geflohen sei. Doch diese Frage kann sich Herr Neumaier selbst nur bedingt beantworten.

Im Zuge unserer Gesprächsrunde kamen wir nicht umhin, über die Ergebnisse der erst am Vortag erfolgten Europawahl zu sprechen. Wir diskutierten intensiv die Wahlergebnisse im In- und Ausland und stellten uns dabei die Frage, ob es nicht einen Zusammenhang zwischen mangelnder Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur und den Wahlergebnisse geben könnte? Diese Frage konnten wir natürlich nicht abschließend beantworten. Allerdings war dies ein interessanten Diskurs und ein für uns lehrreicher Vormittag.

Abschließend noch ein großes Dankeschön an Herrn Neumaier, welcher uns anhand von Zitaten, visuellen Darstellungen und Familienfotos das Schicksal seines Großvaters näherbrachte und unser aktuelles Unterrichtsthema für uns greifbarerer macht.

(Denise Balzar, Carys Wörle)

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